„Can you come in with me? Please, hold my hand, I am so afraid.”
Das einzige was mir in dieser Situation ein fiel war: „Was will er? Ich soll seine Hand beim Fäden ziehen halten?” Aber gut, auch solche Situationen gehörten in meinem Jahr als FSJlerin bei der Deutschen Seemannsmission in Cuxhaven dazu.
Wir hatten einen Seemann im Krankenhaus dem der Blinddarm entnommen worden war. Nun sollte er zum Fäden ziehen gehen und er hatte unvorstellbare Angst davor. Deswegen bat er mich ihn zu begleiten. Ich versicherte ihm zwar, daß es wirklich nicht weh tue, aber er glaubte mir nicht. So kam es dazu, dass ein Seemann mich bat seine Hand zu halten.
Aber auch andere kuriose Geschichten passierten in meinem Jahr bei der Seemannsmission.
Im Hafen lag seit ein paar Wochen ein Schiff auf. Ich besuchte das Schiff regelmäßig und hatte viele gute Gespräche an Bord. Eines Tages kam ein Besatzungsmitglied zu mir und fragte mich, ob Cuxhaven denn wirklich ein großer Touristenort sei und wenn ja, was die Touristen denn hier machen würden.
Ich erzählte ihn, dass; es einige Museen in Cuxhaven gibt. Manch andere Touristen würden den ganzen Tag am Strand liegen und wiederum andere würden Hafentouren mit dem Boot unternehmen. Die Sache mit den Hafentouren interessierte ihn sehr. Er stelle mir einige Fragen darüber. Was diese Boote zeigen würden, wo sie ablegen, wie teuer solche Touren seien. Ich wunderte mich, dass er sich gerade dafür interessiere. Aber dann erklärte er mir, er würde gerne „Tourist spielen” und Seefahrt interessiere ihn. Als ich das hörte stellte ich mir eine Frage wie: „Ein Seemann will Tourist auf einem Boot sein?” Anscheinend ja und so vermittelte ich ihm eine Tour.
Ein anderer Seemann wollte eine größere Summe Geld wechseln. Da er gerade „shoretime” (also Zeit, um an Land zu gehen) hatte gingen wir zusammen zur Bank. Als ich das Auto geparkt hatte und ich einen Parkschein ziehen wollte, schaute mich der Seemann erstaunt an. Ich fragte ihn, ob es ein Problem gäbe. Er verneinte. Nachdem er mich aber eine längere Zeit beobachte wie ich das Parkticket kaufte, fragte ich ihn noch mal. Da platze aus ihm heraus:
„What are you doing?” „Wie was ich hier mache?”, fragte ich ihn. Am Ende ging es darum, dass er nicht wusste was ein Parkticket ist. Auch solche Kleinigkeiten machten mein FSJ zu einem ganz besonderen Jahr.
Mit einem anderen Seemann habe ich auch viel erlebt.
Dieser Seemann lag schon mehrere Monate in Cuxhaven auf und kam auch regelmäßig in unseren Seemannsclub. Nachdem er seine Emails gecheckt und auch sein Facebook aktualisiert hatte kam bei ihm meistens Langweile auf. So kam es dazu, daß wir nach einiger Zeit Gesellschaftßpiele anfingen zu spielen.
So lernte der Seemann „Mensch ärger dich nicht” , „Das Labyrinth der Meister” und „Bluff” kennen. Aber nachdem wir diese Spiele gefühlte 100 mal gespielt hatten war der Reiz daran verflogen.
Auf der Suche nach neuen Spielen fiel mir das beliebte Spiel „Twister - Das Verrückte Spiel mit Verknotungsgefahr” ein.
Nachdem ich dieses Spiel besorgt hatte, ging es im Seemannsclub los. Drei Seemänner waren so fasziniert von dem Spiel, dass sie knapp 2 Stunden durchspielten. Ihr Fazit war, dass es ein tolles Spiel sei und man es auch gut als „Krafttraining” nutzen könne.
Dass ich mit Seeleuten dieses „Kinderspiel” spielen würde, wäre mir zu Beginn meines FSJ nie eingefallen.
Solche und viele andere Geschichten machten mein Jahr bei der Seemannsmission zu etwas ganz besonderen.
Ich lernte viel über Kulturen, Lebensweisen und Vorstellungen kennen.
Ich werde die vielen Menschen, die ich getroffen habe, nicht vergessen und kann nur jedem empfehlen bei der Seemannsmission reinzuschnuppern oder Möglichkeiten wie z.Bsp. ein FSJ zu nutzen.
Zufällig bin ich im Internet auf die FSJ Stelle bei der mission aufmerksam geworden. Ich beschloß mich dort zu bewerben und es hat geklappt, ich durfte anfangen!
Während dieser Zeit habe ich eine Menge tolle und interessante Menschen aus allen Teilen der Welt kennen gelernt.
Täglich war ich im Hafen unterwegs und habe die Seeleute auf den Schiffen besucht. Dieser Teil der Arbeit hat mir mit am besten gefallen, weil man immer neue Leute trifft, sich mit ihnen unterhält und dadurch nebenbei noch sein Englisch trainiert.
Bevor man an Bord geht, weiß man nie so recht was einen erwartet, grade das macht die Arbeit bei der Seemannsmission so spannend und abwechslungsreich. Mal führt man nette und teilweise auch sehr persönliche Gespräche und mal kommt man gar nicht dazu, weil die Leute kaum Zeit haben und dann nur schnell eine Telefonkarte kaufen.
Bei den Bordbesuchen bekommt man auch sehr viel von den unterschiedlichen Kulturen mit, zum Beispiel habe ich gelernt, daß Filipinos drei mal täglich Reis und grundsätzlich alles mit Löffel und Gabel essen.
Genauso abwechslungsreich sind auch die Clubabende. Es kommt vor, daß man in einer netten Runde beisammen sitzt, sich unterhält, Gitarre gespielt und Bier getrunken wird oder aber auch, dass; jeder für sich vor seinem Laptop sitzt und mit der Familie skypet. So habe ich auch schon Grüße an die Familie von einigen Seeleuten ans andere Ende der Welt geschickt.
Dadurch daß es in der Seemannsmission auch Zimmer zum vermieten gibt fallen zwischendurch auch mal hauswirtschaftliche Tätigkeiten an wie zum Beispiele Wäsche waschen und Betten beziehen. Des weiteren gehören zu den Aufgaben auch ein bisschen Büroarbeit und die Inventur des Shops.
Von Anfang an hat mir die Arbeit in der Seemannsmission großen Spaß gemacht, nicht zuletzt auch wegen der netten Kollegen, die immer ein offenes Ohr für einen haben und stets für einen Spaß zu haben sind.
Auch jetzt am Ende lerne ich immer noch neue Sachen dazu und ich kann eine Menge an Erfahrungen und Erlebnissen für die Zukunft aus diesem Jahr mitnehmen.